Tanz auf dem Eis
Ich habe erst in späten Stunden
dich auf gefror´nem See gefunden,
und keiner von uns beiden weiß,
wie lang noch hält das große Weiß,
das im Fließen – wir genießen.
Noch ist die Fläche blank und weit
und reicht schier bis zur Ewigkeit.
Doch wenn ich mich nicht vollends täusch,
vernehme ich schon ein Geräusch,
eis´ges Drängen – will sich sprengen..
Möcht sanfte Wärme sich erfrechen,
unsren Tanzplatz zu zerbrechen?
Wer bleibt oben, wer wird sinken?
Werden beide wir ertrinken?
Einer allein? – Das darf nicht sein!
So – im letzten Tagesglanz
sieht niemand unser´n Totentanz,
wenn wir zu Mondes freundlich Winken
in der eis´gen Welt versinken.
Gib mir die Hand – zu neuem Band.
Wenn alle Ängste weichen,
bieten an sich neue Zeichen:
Hand in Hand im Eis zu schwimmen,
lässt neue Glut von selbst erglimmen.
Kein and´rer weiß – vom Tanz auf Eis.
(Tilly Boesche-Zacharow)