The Monthly Roomie: Flucht auf die wilde Schöne

KORSIKA – JE T’AIME

Korsika, hinlänglich als die wilde Schöne bekannt, versteht es zu verführen. Sie geizt nicht mit ihren Reizen, diese einmalig schöne Insel. Alleine beim Gedanken an unseren Roadtrip verfliegen unser Alltagsstress sowie die miese Laune und unsere aktuellen Probleme lösen sich auf. Die Realität raubt uns jedoch komplett unser Herz, das wir an das fabelhafte Korsika verloren haben: Einzigartig, dickköpfig und schön. Wir würden jederzeit wieder freiwillig und mit fliegenden Fahnen auf dieses Eiland flüchten… Wir starten mit einem entschleunigendem Tag auf der Fähre von Savona nach Bastia, gemeinsam mit unserem kleinen Leihwagen unter Deck. Unser „Luxuskreuzer“ hat sogar ein Swimmingpool, aber wir bevorzugen eher zu schlafen aufgrund des frühen Aufbruchs. Wir landen sachte in der herrlichen Hafenstadt Bastia, die wir als ersten Anlaufpunkt nur empfehlen können. Selbst sind wir gleich weiter gefahren und haben uns dieses Städtchen für den Schluss aufgehoben, was für unsere Portemonnaies sicherlich von Vorteil war. 😉

Mit unserm Töfftöff – ein kleiner Ford Fiesta und perfekt fürs Fahren und Parken auf der Insel – winden wir uns mit durchschnittlich 40 bis max. 50 km/h über kleine Straßen über zig Berglein, um unser erstes Dinner zu genießen im I Scalini, in Sant’Antonino.

Die Karte besteht nur aus frischen Speisen und wie es einem gefällt das eine oder andere Glas Wein dazu. Als Aperitif nippeln wir beide glücklich an unserem Muscat Petillant, dem korsischen Bubbly schlechthin, und genießen den atemberaubenden Ausblick. Das Essen ist wunderbar, so frisch und erst die geschmacksintensiven Kräuter der Marquis, die alles noch verfeinern. Wir sind über die Stiegen des Scalini wohl im 7. Himmel gelandet.

Unsere Unterkunft lässt ebenfalls nicht zu wünschen übrig und selbst wenn wir keine Profiblogger sind, so haben wir doch ein exzellentes Händchen für gute Domizile, denn wir ziehen wie zwei Prinzessinnen im Casa Theodora ein – ja, König Theodor hatte hier residiert – und verlieben uns in dieses Boutiqueanwesen so wie es schon Marie Claire Japan getan hat. Diesem Haus wohnt ein guter Geist inne, wir haben sogar einen kleinen Salon für uns alleine und morgens wird ein Frühstück kredenzt, bei dem die Croissants oder Tarte des Tages frischgebacken von der Hausherrin auf unseren Tellerchen landen. Besser kann man nicht in einen korsischen Tag starten, finden wir.

 

 

 

 

 

Nachdem wir euch nicht jeden Tag bis ins kleinste Detail beschreiben werden, ab nun unsere Highlights, wobei wir vielleicht den einen oder anderen Spezialtip in der Hinterhand bewahren. 😉 Saint Florent, Calvi und andere herrliche Städtchen waren vor uns nicht sicher. Wie früher die Piraten entern wir nahezu jeden Ort, der uns in die Augen sticht, sei es für einen Kaffee, einen Pastis, köstliches Essen oder wegen eines kleinen Klammotskis, das uns so farbenfroh frech herausfordert.

Nachdem Inseln bekanntlich von Wasser umgeben sind, ließen wir uns hinreißen, bei unserer Station in Porto ein kleines Schlauchboot, aber nett motorisiert, zu leihen, um als Klabautermänner in hohe See zu stechen. Ein unbeschreibliches Gefühl der Freiheit, wenn man über die Wellen zischt und über das Meer tuckert wie es einem gefällt.

Voilà, unser Boot für einen Tag. Hier ankern wir in einer kleinen Bucht, wo wir unser Picknick bei strahlendem Sonnenschein genießen können – relativ ungestört, da das Ankern nicht überall so einfach möglich ist wie wir uns das gewünscht hätten. Eine steife Brise um die Nase jagen wir quer übers Cap und haben unsere wahre Freude, hier alles auf eigene Faust und nahezu alleine erkunden zu können. Tja, ein eingespieltes Team wie wir ist eben auch auf hoher See unschlagbar. Die Rollen waren auch schnell klar verteilt: Einmal Mademoiselle Kapitän und einmal die kleine Galionsfigur. Was will man mehr als eine illustre Bootsgemeinschaft? Der eine lenkt, der andere dirigiert und ankert und dann alles auch mal umgekehrt. Wir bilden ein Duo infernale, das kaum zu stoppen ist. Keine Grotte, keine Durchfahrt des westlichen Punkts Korsikas in diesem türkis-blauen Traum war vor uns sicher. Ahoi!

 

 

 

 

 

 

Weiterfahrt über steile Bergstraßen samt Ziegen und Kühen und das nicht nur auf der Weide, sonder direkt auf der Straße – Begegnungen der dritten Art. Zwischenstopp: Ajaccio war uns zu touristisch nach diesen verzaubernden, fein gewundenen Serpentinen entlang der Westküste mit den putzigen, pittoresken Dörfern, die an den Felsen geschmiegt entlang der Strecke liegen, sodass es uns fast erschlagen hat mit seinen wuchtigen Kreuzfahrtschiffen im XXL-Format.

Wir sind lieber weiter gefahren nach Bonifacio, einer der Strandhochburgen, aber wohl eher Hochburg, weil auf einem Felsen an der Steilküste gelegen. Von hier aus erreicht man aber traumhafte Sandstrände, jene zuvor waren eher steinig, aber trotzdem herrlich. Von hier aus erreicht man auch Porto Vecchio gut, wo man auch herrlich die eine oder andere Nacht verbringen könnte. Wir erholen uns am Strand, genießen das Salz auf der Haut, den klebrigen Sand an den Füßen und den Geruch von Sonnencreme.

 

 

 

 

 

 

Die Entdeckung des Urlaubs war allerdings der lustige „vin bleu“, der angeblich ganz natürlich gekeltert wird. Ob Farbstoffe oder nicht – unser Flaschenkauf wurde leider verwehrt, ein weiteres Indiz? – der Geschmack war wirklich gut und fein, was wir uns angesichts der Farbe nun wirklich nicht erwartet hätten. Überraschung! Surprise!!!
Zu gerne hätten wir den Winzer ausfindig gemacht, aber trotz wilder Fahrt durch entlegene Dörfer, wurden unsere Mühen und Strapazen nicht belohnt. Was wir alles für einen Wein machen, gell? Ts ts ts…

Nach den „Ladies of leisure“-Tagen am Strand brechen wir über den Etang de Diana, wo es herrlich frischen Fisch und vor allem Austern gibt, die sich in Etangs prima züchten lassen, auf ins Landesinnere, um die Hauptstadt Corte zu erkunden. Der Ort thront inmitten der Berge, allerdings wirkt er herunter gekommen mit zerlepperten Häuschen und teils baufälligen Fassaden. Die Uni scheint auch schon älter zu sein, aber der Charme spricht für diese kleine Stadt!

Über kleine Kopfsteinpflasterstraßen, die sich durch Corte winden, trappeln wir hinauf und hinuntern, entdecken die schöne Zitadelle, kleine, lokale Shops und genießen das fröhliche Leben draußen, wo sich viel abspielt. Nachdem sich unsere Reise allmählich zu Ende neigt, erwischen wir uns dabei, wir wie Kräuter und regionale Spezialitäten einkaufen, um noch ein wenig länger von unserem Urlaub und Erinnerungen zu zehren.

Zuvor haben wir allerdings noch ein wenig, Überraschung, uns durch die Weinkarte kosten müssen, was nirgendwo besser geht als in einer der zahlreichen Weinhöhlen. Nomen est Omen! Welche Klassischer gehören zu Korsika? Es sind vor allem die italienischstämmigen Carcajolo Noir, Sciaccarello und Niellucciu (so heißt der Sangiovese auf Korsika) für die roten Weine sowie Genovèse und Vermentinu für den Weißwein. Darüber hinaus gibt es aber auch Alicante Bouschet, Aleatico, Barbarossa, Cinsaut, Carignan, Grenache, Ugni Blanc und Syrah, die mit der französischen Herrschaft eingeführt wurden. Wir würden sagen, für jeden Geschmack etwas dabei von Weiß über Rosé bis Rot. Vielleicht gibt es ja demnächst eine neue Trouvaille dazu und auch mehr Infos zu den Anbaugebieten… 😉

Den körnenden Abschluss hat Bastia gebildet, das wir allerdings auch sehr für den Anfang empfehlen können wie eingangs erwähnt. Wir sind im Hotel Central abgestiegen, das seinem Namen nicht mehr Ehre machen könnte. Entzückend klein und empfehlenswert wie wir finden, da auch diesem Haus wieder ein guter, alter Geist inne wohnt. Wohlfühlen pur! Auch in Bastia spielt sich das Leben im Freien ab und so wurden wir Zaungäste einer der relaxtesten Hochzeiten ever. Ein herrlicher Urlaubsausklang!

 

 

 

 

 

 

Aller Abschied fällt schwer, von Korsika ganz besonders. Etwas wehmütig wie die Musik – kleiner Tipp am Rande: Jeudis polyphoniques, also polyphone Donnerstage, bieten immer tolle Künstler mit korsischer Musik  in Bonaficio – verabschieden wir uns von Bastia. Byebye!

Kleines Fazit unseres Roadtrips, was man unbedingt mitnehmen sollte:

– Zeit: Alles braucht länger als man denkt. Totale Entschleunigung!
– Taschenmesser: Immer dienlich, kann man aber auch dort en masse erstehen.
– Korkenzieher: Die Weine sind herrlich und man sollte autark bleiben. 😉
– Wasserpatscherl: Die Steinstrände schreien nach diesen lustigen Plastiklatschen.
– Souvenir: Die Eigensinnigkeit der Korsen exportieren. Alle französischen Straßenbezeichnungen werden übersprayt sodass nur mehr der korsische Name sichtbar bleibt. Eigenwillig wie die korsische Sprache selber!

A prestu u Corsu. Avvèdeci!

Alles Liebe,
Anna und Julie. Julie und Anna.

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