Survival-Guide: Spaltgips

Liebe Julie,

Cushioning als Trend ist ja durchaus spannend wie man sieht, aber nicht nur bei Herzensangelegenheiten sollte man sich genügend Kissen zulegen, sondern auch beim Sport, gell? Das vergessene Kissen… 

… hat sich nun auch schon gerächt, denn ich liege mit Spaltgips im Wohnzimmer und das schon 6 Tage lang. Ja, es ist langweilig. Ja, es ist nervtötend. Ja, es ist mühsam. Aber man lernt immerhin sehr schnell dazu und organisiert sich entsprechend, weshalb ich mir dachte, hier das kleine 1×1 eines Spaltgipses zu verraten:

#0 Heimkommen? Mit dem Rollstuhl (oder Luxusversion im Krankenbett) und nassem Gips bis zum Ausgang fahren lassen, beladen mit all seinen Habseligkeiten wie Handtaschen, Shoppingbags & Co. und sich von dort mit einem Taxi nach Hause bringen lassen. Mit ein wenig Trinkgeld ist eigentlich jeder Taxler so nett und bringt die Taschen in die Wohnung. Oder man begegnet einem lieben Nachbarn… 😉

#1 Teppiche? Die #1 ist die Stolperfaller #1 und das mit Abstand, daher lieber alle gleich einmal einrollen zur Sicherheit. Das geht sogar mit Krücken gut, braucht nur ein wenig Balance. Ein Bruch reicht vorerst einmal und selbst wenn die liebe Putzfrau (falls noch keine vorhanden wie bei mir, schnellstens eine eifrig organisieren) wieder alle ausrollt und stolz präsentiert, einfach darauf bestehen und wieder wegräumen lassen.

#2 Duschen? Lieber vorerst nicht, es sei denn, man hat Hilfe. Falls man mit seinem Hauptkissen oder einem Ersatzkissen nassfröhliche Erlebnisse haben möchte mit einem in einen Müllsack eingewickelten Bein, nur zu, ansonsten könnte es etwas rutschig werden. Also normal waschen ist angesagt mit Waschlappen, Seife  und Handtüchern.

#3 Tragen? Zwei Krücken in der Hand, die Tasse am Tisch. Eine Krücke in der Hand, in der anderen die Tasse. Wie hoppeln? Tja, die Herausforderungen sind mannigfaltig, wenn man keine Krake ist. Insofern schnell einen Beutel oder Rucksack suchen, in den man alles hinein geben kann, was man von A nach B tragen will. Tee aber bitte nicht in der Tasse, sondern besser in der Thermosflasche. Ha. Ha. Ha. Und das Handy hat in der chicen, kleinen Umhängetasche ohnehin Platz, die man überall mit hin nehmen kann. Ich wurde schon gefragt, ob ich ausgehen würde…

#4 Dress-Code? Mädels sind hier klar im Vorteil, denn Röcke stehen plötzlich hoch im Kurs. Nicht zu eng und nicht zu weit, sonst verheddert man sich schon mal in einer Krücke. Schnell eine der hässlicheren oder alten Strumpfhosen raus suchen, Zehenteil abschneiden und übers Gipsbein ziehen. Wer besonders zu kalten Zehen neigt, eine Wollsocke opfern. Hilft bedingt, aber doch ein wenig.  Bei den Ärmel eher zu körpernahen Sachen greifen, weil man auch hier mit den lustigen Krücken manchmal ein G’sturi haben kann.

#5 Das andere Bein? Wieso ist das jetzt ein Punkt? Weil man sich spätestens am zweiten Tag wie im Crossfit Boot Camp vorkommt, nachdem man immer nur auf ein und dem selben Bein herum hüpft, aufsteht, steht, etc. Bein und Po sind aber sicher top  bikinireif.  Die Pudding-Oberärmchen danken es einem auch. Zwischendurch also mal gerne ein wenig massieren.

#6 Eigeninjektion? Das Vergnügen der besonderen Art. Die Tromboseprophylaxe. Mich kostet es enorm Überwindung, mich selber zu stechen. Beste Regionen sind aber: äußerer Oberschenkel (weniger Nerven) und Bauch (Fett, falls vorhanden wie bei mir). Nicht zu tief stechen, langsam das Serum abdrücken, zum Schluss das bisserl Luft am Spritzenende noch zum Aufwirbeln. Achtung, aufpassen, dass dann die Spritze, wenn man zum Anschlag kommt, euch nicht plötzlich ins Fleisch piekst. Das gibt einen mords blauen Fleck! Bei jeder Spritze hilft aber auf magische Weise Kindermilchschokolade danach. Zumindest bei mir…

#7 Gedächtnistraining? Das kommt gratis mit. Denn man gewöhnt sich sehr schnell ab, irgendetwas irgendwo zu vergessen. Effektiver und organisierter wird man auf alle Fälle, denn wenn man’s nicht im Kopf hat, muss man es in den Krücken haben. ;-P

#8 Essen & Co.? Man könnte jetzt sämtliche Online-Plattformen von frühmorgens bis abends testen, wenn man will, ansonsten kann man nur hoffen, mit guten Freunden gesegnet zu sein, die einem während dieser Zeit die Einkäufe erledigen inkl. der Spritzen und Schmerzmittel. Und die beste Medizin ist sowieso, wenn man mit den Freunden ein wenig plaudern und lachen kann, wenn sie vorbei schauen. Unbezahlbar!

#9 Alleine? Bloß nicht zu viel alleine sein. Ja, man muss sich organisieren und ja, die Freunde müssen arbeiten oder die Familie ist nicht gleich da, aber trotzdem auf soziale Kontakte achten. Freunde abends einladen, tagsüber mit der Familie telefonieren, mit den Mädels whatsappen, mit den Burschen auch oder SMS, mal ausgiebig auf Facebook herum surfen und auf den messenger eintippen bis die Tastatur raucht… Alles ist erlaubt, um seine Laune oben zu halten.

Und so überlebt man dann die erste Woche mit Spaltgips recht gut, selbst wenn man vor lauter Herumliegen schon die Wände hoch gehen könnte.  Hi. Hi.

Bussi aus dem Wiener Lazarett,
Anna

 

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